Düsseldorf fällt zurück – schlechtes Abschneiden beim ADFC Fahrradklima-Test - ADFC Düsseldorf

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Düsseldorf

Düsseldorf fällt zurück – schlechtes Abschneiden beim ADFC Fahrradklima-Test

Daniela Günther: „Schlappe für den Oberbürgermeister und die politische Mehrheit von CDU und Grünen“

Ziel der Kooperationsvereinbarung zwischen CDU und Grünen im Bereich Radpolitik war es, so wörtlich,„eine deutlich bessere Positionierung Düsseldorfs im Ranking des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club e.V. beim sogenannten Fahrradklimatest zu erreichen. Dafür ist viel zu tun. Die Beteiligung der Menschen, die Fahrrad fahren, ist uns besonders wichtig und hilft uns, die richtigen Weichen zu stellen und messbare Ziele zu setzen.“ Soweit die Ziele der Vereinbarung, die auch eine „Offensive für den Radverkehr“ beinhaltete. Diese wurden laut der Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2024 deutlich verfehlt .

Die wichtigste Botschaft: Die Tendenz zeigt nach unten, das Stimmungsbild in Düsseldorf hat sich verschlechtert.

Der heute in Berlin vorgestellte bundesweite ADFC Fahrradklima-Test, dem vom Verkehrsministerium unterstützten größten Zufriedenheits-Index der Radfahrenden in Deutschland, bescheinigt Düsseldorf ein ernüchterndes Ergebnis: Mit der Schulnote 4,17 (2022: 4,11) liegt die Landeshauptstadt von NRW unter den 15 deutschen Großstädten ab 500.000 EinwohnerInnen wieder nur im unteren Mittelfeld (Platz 10 von 15, 2022: Platz 8 von 14). Insgesamt gehört Düsseldorf damit zu den wenigen Metropolen in Deutschland, die sich im Fahrradklima-Test nicht verbessern konnten. In anderen Städten wie Köln hingegen ist eine positive fahrradpolitische Dynamik entstanden.

"Radfahren in unserer Stadt wird weiterhin als stressig, konfliktträchtig und risikoreich bewertet“, erläutert Daniela Günther, Vorsitzende des ADFC Düsseldorf, „das zeigt die Auswertung. Bei den Themen Führung an Baustellen, Breite der Radwege, Falschparkerkontrollen und Ampelschaltungen bekommt die Stadt ein Mangelhaft. Dabei hatte die schwarz-grüne Regierung konkret ein ‘konsequentes Vorgehen gegen Radwegeparken und eine Verbesserung der Qualität der Radwege’ versprochen.“
Themen, die die Radfahrenden in Düsseldorf besonders beschäftigen, sind die Akzeptanz als Verkehrsteilnehmende, Hindernisse auf Radwegen und das Sicherheitsgefühl. Auch hier gibt es im Vergleich zu den Vorjahren nur eine Stagnation auf niedrigem Niveau bzw. eine leichte Verschlechterung,

Die Ergebnisse im Einzelnen

Mit der Schulnote 4,17 verschlechtert sich das Stimmungsbild. Auffällig ist, dass die TOP- und die FLOP-Themen seit fast 10 Jahren fast die gleichen sind.
Gute Noten erreicht Düsseldorf weiterhin bei

  • der Verfügbarkeit von Leihrädern (Schulnote 2,5) und
  • den in Gegenrichtung für den Radverkehr geöffneten Einbahnstraßen“ (Note 2,8).

"Gleichzeitig sind die Bürgerinnen und Bürger unzufrieden mit der schleppenden Umsetzung von groß angekündigten Verbesserungen für den Radverkehr", so Daniela Günther. So bemängeln die Radfahrenden erneut

  • die schlechte Führung an Baustellen (Note 5,0),
  • die fehlenden Kontrollen von Falschparkern auf Radwegen (Note 4,9) und
  • Defizite im Radnetz wie zu schmale Radwege (Note 4,9).
  • Das Sicherheitsgefühl beim Radfahren verringert sich leicht von 4,6 auf 4,7,
  • die Ampelschaltungen für Radfahrende benoteten die Teilnehmenden nach 4,8 beim letzten Mal nun mit 4,9. 

Nicht verwunderlich: Bei der Frage „Spaß oder Stress?“ zeigt der Daumen insgesamt weiter nach unten: Fast zwei Drittel der Befragten vergaben die Schulnoten zwischen 4 und 6.
Der „Wichtigkeits-Index“ gibt Aufschluss darüber, welche Themen für die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer besonders beschäftigen (1 = wichtig, 0 = unwichtig), nämlich:

  • "Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer" (0,93 Punkte),
  • "Hindernisse auf Radwegen" (0,93),
  • "Konflikte mit KfZ" (0,92),
  • "Sicherheitsgefühl" (0,92) und
  • "Breite der Radwege" (0,89).

Erkennbar ist: Das, was den Befragten wirklich wichtig ist, bekommt gleichzeitig die schlechtesten Schulnoten zwischen 4 und 5.
Zwar relativ gut benotet aber deutlich weniger wichtig sind hingegen:

  • "Aktionen und Kampagnen" (0,58),
  • "Medienberichterstattung" (0,56) und
  • "öffentliche Fahrräder/Fahrradverleih" (0,42).

Der Fahrradklima-Test spiegelt zuverlässig die realen Erfahrungen der Radfahrenden wider. Die Bewertung zur Frage, ob in jüngster Zeit besonders viel für den Radverkehr getan wurde, fasst es gut zusammen: Mit 3,8 bewerteten die Teilnehmenden diese Frage eigentlich vergleichsweise milde. Doch in der letzten Umfrage 2022 lag deren Note noch bei 3,4. Hier zeigt sich die große Enttäuschung mit der Entwicklung in Düsseldorf. Die Befragten wertschätzen viele Maßnahmen (Öffnung der Einbahnstraßen oder auch die Mobilitätsstationen). Doch fehlen beherzte Maßnahmen, die das Radfahren in Düsseldorf sicherer macht. Erst kürzlich zeigte die Rheinische Post auf, dass Düsseldorf im Jahr 2024 wohl gerade mal einen Kilometer an neuen Radwegen gebaut hat. 

Auch Dr. Jan-Philipp Holthoff, im Vorstand des ADFC Düsseldorf, äußert sich enttäuscht: „Die Ergebnisse zeigen, dass Düsseldorf und seine Regierung das Ziel, Düsseldorf zur fahrradfreundlichsten Großstadt Deutschlands zu machen, weit verfehlt haben. Selbst einfache Maßnahmen zur Verbesserung der Platzverteilung wurden kaum vorangetrieben. Statt Radwege zu bauen, zählt die Stadt lieber Parkplätze. Auf der Strecke bleiben Sicherheit von Radfahrenden und Zufußgehenden, saubere Luft, weniger Lärm – und letztlich Lebensqualität für die Menschen in Düsseldorf.“

Dass es besser geht, zeigen 10 andere Metropolen in Deutschland (über 500.000 Einwohnerinnen und Einwohner), die teils signifikante Verbesserungen im ADFC-Fahrradklima-Test erreichen konnten. Frankfurt am Main, Leipzig und Nürnberg und andere Metropolen punkten vor allem mit der Qualität und der Anzahl neuer Radwege, einer effizienteren Falschparkerkontrolle, weniger Hindernissen auf Radwegen oder auch fahrradfreundlicheren Ampelschaltungen.

1.913 Düsseldorfer Radfahrende hatten ihre Meinung abgegeben. Dass die Beteiligung am Fahrradklima-Test aktuell deutlich gesunken ist, führt der ADFC Düsseldorf darauf zurück, dass sich nach vielen Jahren mit immer gleicher Kritik und nur minimalen Verbesserungen offenbar eine gewisse Resignation breit macht. Der Eindruck entsteht, dass es wenig nütze, sich an der Umfrage zu beteiligen, da sich ja doch nichts ändern würde. Das legt auch die Auswertung der freien Textkkommentare nahe, die dem ADFC vorliegen, und aus denen viel Frustration spricht.

Fazit
Die insgesamt schlechte Benotung zeigt: Düsseldorf ist noch nicht auf dem Weg zu einer fahrradfreundlichen Stadt. Zum Ende der aktuellen Ratsperiode erhalten Verwaltung und die Kooperation von CDU und GRÜNEN im Fahrrad-Klimatest ein schlechtes Zeugnis: Gute Vorsätze, wenig umgesetzt. Die Menschen spüren: Der Autoverkehr dominiert die Entscheidungen in der Stadt.
„Dabei ist eine fahrradfreundliche Stadt ein Gewinn für alle“, so Daniela Günther. „Denn Radfahren verringert Stau, Lärm und Luftverschmutzung – zentrale Handlungsfelder für eine lebenswerte Stadt. Düsseldorf hat deshalb gute Gründe, fahrradfreundlicher zu werden.“
Mit Blick auf die Kommunalwahlen fordert der ADFC Düsseldorf überzeugende Mobilitätskonzepte von den Kandidatinnen und Kandidaten, eine mutige Neuaufteilung des knappen Straßenraums zugunsten von Rad- und Fußverkehr und endlich den engagierten Ausbau des Radwegenetzes.


Hintergrund
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Umfragen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt. Der ADFC-Fahrradklima-Test misst als bundesweites Stimmungsbarometer die Zufriedenheit von Radfahrenden in deutschen Städten und Kommunen.
Die nicht repräsentative Umfrage ist offen für alle, richtet sich jedoch speziell an die Radfahrenden. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen mit konkreten Empfehlungen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.
2024 fand der ADFC-Fahrradklima-Test zum elften Mal statt. Von September bis November 2024 konnten Interessierte auf www.fahrradklima-test.adfc.de an der Umfrage teilnehmen. Gefragt wurde in 27 Fragen und 5 Zusatzfragen beispielsweise danach, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt und wie gut die Radwege sind. Die Zusatzfragen 2024 beschäftigten sich mit dem „Miteinander im Verkehr“ Gefragt wurde beispielsweise, wie rücksichtsvoll sich die Verkehrsteilnehmenden verhalten, ob der Überholabstand ausreichend ist und ob das Thema Verkehrssicherheit in der Kommune ernst genommen wird.
213.000 Radfahrende haben sich 2024 beteiligt. Der ADFC-Fahrradklima-Test erreicht bei weitem nicht nur Mitglieder des Fahrradclubs, im Gegenteil: 79% der Teilnehmenden sind keine ADFC-Mitglieder. Der Anteil der teilnehmenden Frauen liegt bei 42% (44% in 2022). Ein großer Teil der Befragten (87,5%) nutzt Fahrrad und Auto (entweder eigenes Auto oder Car-Sharing) und kennt somit beide Perspektiven. Die meisten Teilnehmenden sind Vielfahrende und nutzen das Fahrrad (fast) täglich (61%) oder mindestens einmal in der Woche (90%). 62% der Teilnehmenden nutzen das Rad auch im Alltag.


Schnell Fahrradstadt werden
Die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests zeigen, dass es vielerorts noch Nachholbedarf gibt und dass die Radfahrbedingungen in vielen Orten in Deutschland noch nicht optimal sind. Die gute Nachricht: Jede Kommune, jede Stadt und Gemeinde kann fahrradfreundlich werden – und das ganz schnell. Für alle, die ihre Stadt fahrradfreundlich machen wollen, hat der ADFC eine hilfreiche Toolbox zusammengestellt. Hier finden sich Werkzeuge, Konzepte und Denkanstöße für mehr Fahrradfreundlichkeit vor Ort: www.adfc.de/toolbox
 

Wichtige Links:


Für Rückfragen und weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte an:
Jan-Philipp Holthoff, Vorstandsmitglied ADFC Düsseldorf, +49 157 702 72 287, jan-philipp.holthoff [at] adfc-duesseldorf.de

https://duesseldorf.adfc.de/pressemitteilung/duesseldorf-faellt-zurueck-schlechtes-abschneiden-beim-adfc-fahrradklima-test

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