
Weniger Autos, mehr Lebensqualität - Der Corneliusplatz wird autofrei
Sechs Parkplätze weniger, dutzende Menschen mehr: Warum der autofreie Corneliusplatz zeigt, wie absurd unsere Platzverteilung in der Stadt bisher ist – und was jetzt endlich auch auf der Kö passieren muss.
Mit dem Beschloss der Ordnungs- und Verkehrsausschuss im April 2024 und dem Ratsbeschluss vom November 2024 wird der Corneliusplatz ab sofort testweise autofrei. Der zentral gelegene Platz an der Königsallee wird damit zu einem Experimentierfeld für mehr Lebensqualität in der Innenstadt. Damit wird einer Entwicklung Rechnung getragen, die in vielen Städten Europas längst begonnen hat: Die Rückgewinnung öffentlicher Räume für Menschen statt für Autos.
Ein konkretes Beispiel zeigt schon heute, was möglich ist: Auf der Ostseite des Platzes wurden sechs Parkplätze mit Blumenkübeln und Sitzbänke bestückt. Diese werden von Passant:innen rege genutzt und sind oft vollständig belegt – ein kleiner, aber sichtbarer Gewinn an Aufenthaltsqualität. Dieses einfache Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie viel Lebensqualität aus wenigen Quadratmetern entstehen kann, wenn der Platz nicht mehr für parkende Autos, sondern für Menschen zur Verfügung steht.
Aktuell fahren noch zahlreiche Autos um den gesperrten Platz, da nur ein kleines Verkehrschild die Durchfahrt verbietet und kaum beachtet wird. Der Weg zu einem echten autofreien Platz, mehr Raum für Fußgänger und eine durchgängige attraktive Wege-Verbindung zwischen Altstadt / Heinrich-Heine-Platz, Corneliusplatz / Kö und Schadostraße ist immer noch in weiter ferne.
Die allgemeine Kritik, es drohe ein Parkplatzmangel in der Innenstadt, ist nicht haltbar. Eine aktuelle Analyse für dem Zeitraum März bis Juli 2025 zeigt: Im Bereich der Königsallee gibt es zehn Parkhäuser und Tiefgaragen - dort stehen über 3.100 Stellplätze zur Verfügung. Selbst Samstags Nachmittags sind im Mittel über 720 dieser Parkplätze frei. Der oft zitierte Parkplatzmangel in der Innenstadt ist also nicht durch Fakten gedeckt, sondern eher durch Gewohnheit geprägt.
Auch das Argument der Juweliere, ihre Kundschaft müsse direkt vorfahren können, überzeugt nicht wirklich – gibt es doch zum Beispiel in Dortmund, Köln oder München seit Jahren schon Juweliere, welche Ihr Geschäft mitten in der Fußgängerzone haben und wo die Kundschaft nicht vorfahren kann.
Die Bedeutung des autofreie Corneliusplatz geht über den Platz hinaus: Jedem ist klar, dass auch die Königsallee selbst mehr Aufenthaltsqualität, weniger Parkplätze und mehr Raum für den Radverkehr braucht. Selbst die Interessengemeinschaft Königsallee, wie auch die CDU haben erkannt, dass ein Radweg auf der Kö dringend notwendig ist. Dennoch ist bisher nichts geschehen. Die heutige Situation ist für Radfahrende unattraktiv und unsicher. Wenn Düsseldorf seine Innenstadt zukunftsfähig machen will, gehört dazu ein durchgängiger, sicherer Radweg – auch auf der Kö.
Der ADFC Düsseldorf begrüßt die Entscheidung zum autofreien Corneliusplatz ausdrücklich. Sie zeigt: Wer den öffentlichen Raum gerechter verteilt, gewinnt Lebensqualität – für alle.